Der Perfekt-Aspekt deutet generell darauf hin, dass eine Tätigkeit vollendet ist (man spricht auch von vollendeter Gegenwart, vollendeter Vergangenheit, vollendeter Zukunft). Der Progressive-Aspekt deutet generell darauf in, dass eine Tätigkeit gerade im Gange ist (daher der Name „Verlaufsform“). Beide Aspekte können untereinander und mit den verschiedenen Zeiten (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) und dem conditional-Modus kombiniert werden (siehe Kapitel 1.2). Wann die einzelnen Kombinationsmöglichkeiten Verwendung finden, wird in Kapitel 1.4 erklärt. In diesem Kapitel wird auf die Besonderheiten im Zusammenhang mit der Verlaufsform (progressive aspect) näher eingegangen.

Die Verlaufsform des Verbs gibt es im Deutschen nicht. Im Englischen kann sie für Vorgangsverben (dynamic verbs) verwendet werden, um auszudrücken, dass eine Tätigkeit zu einem gegebenen Zeitpunkt gerade stattfindet bzw. stattfand oder aber begonnen hat und noch nicht beendet ist. Ein Vorgangsverb beschreibt also immer eine Tätigkeit, die Zeit in Anspruch nimmt.

Beispiel: They are reading Shakespeare’s Twelfth Night. Dieser Satz kann bedeuten, dass sie gerade dabei sind, das angegebene Theaterstück zu lesen. Ebenso möglich ist, dass sie in der Schule angefangen haben, das Shakespeare-Stück zu lesen, und diese Lektüre noch nicht abgeschlossen haben – im Moment machen sie jedoch etwas ganz anderes. Übersetzt werden könnte in beiden Fällen: Sie lesen gerade Shakespeares Twelfth Night.

Die Verlaufsform wird in der Regel nicht mit Zustandsverben (stative verbs) gebildet. Zustandsverben drücken Tatsachen aus. Die dahinter steckende „Tätigkeit“ lässt sich zeitlich nicht messen. Dazu gehören zum Beispiel folgende Arten von Verben:

  • Verben des Denkens: believe, doubt, feel (= have an opinion), guess, imagine, know, realise, suppose, think (= have an opinion) understand;
  • Verben, die Sinneseindrücke wiedergeben: hear, smell (= give out a smell), see, sound, taste (= have a flavour);
  • Verben, die Besitz anzeigen: belong to, have (= possess), own, possess;
  • Verben, die ein Gefühl zum Ausdruck bringen: astonish, dislike, hate, impress, like, love, please, prefer, regret, satisfy, surprise, want, wish;
  • sonstige Verben: appear, concern, consist of, contain, depend on, deserve, fit, include, involve, lack, matter, mean, measure (= have length, etc), recognise, remember, seem, suit, want, weigh (= have weight), require.

Man kann also nicht sagen: * I’m knowing that. Schließlich geht auch im Deutschen nicht: * Ich weiß das gerade.
Bei den oben genannten Beispielen für stative verbs muss jedoch auch die Bedeutung berücksichtigt werden, denn manche dieser Verben können auch als dynamic verb fungieren. Vergleiche:

  • I think you are right. NICHT: * I’m thinking you are right. ABER: What are you doing? I’m thinking.
  • I feel this is wrong. NICHT: * I’m feeling this is wrong. ABER: I’m feeling fine.
  • She weighs 59 kilos. NICHT: * She is weighing 59 kilos. ABER: The scales broke when he was weighing himself yesterday.

In manchen Fällen wird anstelle der Verlaufsform auch eine Konstruktion mit dem Hilfverb can verwendet. Vergleiche:

  • I can hear a strange noise. NICHT: * I’m hearing a strange noise.
  • I can see the bird in the tree. NICHT: * I’m seeing the bird in the tree. ABER: I’m seeing my friend in the afternoon. (= I’m meeting my friend in the afternoon.)

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